PSORIASIS-THERAPIEN – FLEXIBLE ANPASSUNG BEI VERÄNDERTEN ANFORDERUNGEN

6 THERAPIETREUE UND THERAPIEWECHSEL

6.1 THERAPIETREUE

Chronische Erkrankungen wie die mittelschwere bis schwere Psoriasis erfordern permanente und disziplinierte Therapieanwendung, um eine dauerhafte Symptomkontrolle zu gewährleisten [Carroll et al. 2004]. Vielen Patienten ist nicht klar, dass keine derzeit verfügbare Behandlung die Ursachen ihrer Erkrankung beseitigen und sie heilen kann. Daher dienen die Therapien dazu, Krankheitssymptome zu minimieren und Risiken durch Begleiterkrankungen zu verringern. Dabei ist die korrekte Therapieanwendung grundlegend, um Therapieerfolge zu erzielen, Rückfälle zu vermeiden, Komorbiditäten vorzubeugen und das Mortalitätsrisiko zu senken.

Die Therapietreue von Psoriasis-Patienten ist jedoch häufig mangelhaft. Schätzungen zufolge wenden bis zu 40 % der Psoriasis-Patienten ihre Medikamente nicht wie verschrieben an [Augustin et al. 2011, Bewley und Page 2011, Miller und Feldman 2006]. Bei topischen Medikamenten sind es 39 – 73 % der Patienten [Bewley und Page 2011].

Gründe hierfür sind [Belinchon et al. 2016, Zschocke et al. 2014]:

  • mangelnde Motivation des Patienten an der Behandlung mitzuarbeiten,
  • das Verhältnis des Patienten zum behandelnden Arzt,
  • die Behandlungsmethode oder
  • Unzufriedenheit der Patienten mit dem Behandlungsergebnis.

Eine frühzeitige Beendigung der topischen Therapie führt in 20 – 80 % der Fälle zu einem Rückfall innerhalb von 4 – 8 Wochen. Bei manchen Patienten ist zudem ein sog. Rebound Effect zu beobachten, der eine Verschlimmerung der Psoriasis gegenüber der Ausgangssituation beschreibt, nachdem eine Therapie plötzlich beendet wurde [Lebwohl et al. 2021]. Um die Therapietreue zu optimieren, sollte unter anderem die Kommunikation mit dem Patienten verbessert, schriftliche Anweisungen ausgehändigt und das Behandlungsregime vereinfacht werden [Puig et al. 2013].

Abbildung 5: Therapietreue der mit Biologika behandelten Patienten; modifiziert nach [Schmitt-Egenolf et al. 2021].

Generell sind Psoriasis-Patienten zufriedener mit der Anwendung von Biologika und traditionellen, systemischen Therapien im Vergleich zu Phototherapie und topischen Medikamenten [Schaarschmidt et al. 2015]. Die höchste Zufriedenheit wird mit Biologika erreicht, wie in mehreren Studien bestätigt wurde [Ragnarson Tennvall et al. 2013, van Cranenburgh et al. 2013, van den Reek et al. 2014], und ist häufig mit der besseren Wirksamkeit dieser Medikamente assoziiert [Christophers et al. 2013, Ribera et al. 2011]. Dabei variiert die Therapietreue zwischen den unterschiedlichen Biologika (Abbildung 5). Patienten, die mit Ustekinumab behandelt wurden, zeigten in einer Studie die längste durchschnittliche Therapietreue (49,3 Monate, 95%-Konfidenzintervall [KI] 38,0 – 59,1), was durch die selektive Verfügbarkeit von Ustekinumab im Land der Analyse bedingt sein könnte. Generell war die Therapietreue am längsten bei Patienten, die das erste Mal mit einem Biologikum behandelt wurden. Eine mangelnde Therapietreue war unter anderem auf die Markteinführung neuer Biologika und die Zulassung von Biosimilars zurückzuführen, welche es ermöglichen, bei einem suboptimalen Ansprechen sofort das Präparat zu wechseln [Schmitt-Egenolf et al. 2021]. Ein weiterer Aspekt, der zudem unabhängig von der Wirksamkeit die fortgesetzte Einnahme einer jeweiligen Substanz beeinflussen könnte, ist die Packungsgröße.

6.2 THERAPIEWECHSEL

Durch die zahlreichen verschiedenen Therapien, die aktuell für die Behandlung der Psoriasis zugelassen sind, ergeben sich bei Wiederaufflammen der Symptome oder Unzufriedenheit des Patienten viele Möglichkeiten für einen Therapiewechsel. Dieser kann Vor- und Nachteile mit sich bringen (Abbildung 6).

Abbildung 6: Vor- und Nachteile eines Therapiewechsels.

Die Gründe für den Wechsel sollten genau ermittelt werden, um die Notwendigkeit und die möglichen Risiken gegeneinander abzuwägen. Bis zu 50 % der Patienten erlangen ohne Therapiewechsel ihr Ansprechen zurück [Augustin et al. 2020], wodurch sich der tatsächliche Wirkverlust bei fortgesetzter Therapie verringert und eine kontinuierliche Therapie einem Wechsel zumeist vorzuziehen ist.