PATIENT*INNENORIENTIERTE
KOMMUNIKATION IN DER ONKOLOGIE

3 VERBESSERUNG DER THERAPIETREUE

Die oben beschriebenen kritischen Phasen für die Therapietreue machen einerseits eine enge Überwachung und Unterstützung der Patient*innen während der initialen Therapiephase erforderlich, dazu zählen kurze Intervalle bis zur Wiedervorstellung, ggf. Anrufe und Nachfragen sowie zusätzliche Beratungs- und Schulungsangebote unter Einbeziehung des/der Apotheker*in, andererseits ist eine kontinuierliche Begleitung bei Dauertherapien gefragt [Baumann und Welslau 2017].

Insgesamt gibt es eine Reihe von möglichen Angriffspunkten, die für eine Verbesserung der Adhärenz, z. B. bei oraler antineoplastischer Therapie, sorgen könnten: Eine wichtige Rolle spielt beispielsweise ein möglichst einfaches Therapieregime. Dies bezieht sich nicht nur auf die Krebsmedikation, sondern schließt alle Medikamente des/der Patient*in ein. So sollte die Anzahl an Medikamenten und täglichen Dosen so gering wie möglich sein, Kombinationspräparate und langwirksame Formulierungen erleichtern hierbei diesen Ansatz. Weiterhin sollten viele unterschiedliche, über den Tag verteilte Einnahmezeitpunkte möglichst vermieden werden [McCue et al. 2014]. Schulungen zum Therapieregime sollen die Kenntnisse der Betroffenen intensivieren und so die Adhärenz fördern. Dabei kann die Einbeziehung von Familienmitgliedern oder Freund*innen hilfreich sein. Zudem sollte eine Aufklärung über die Bedeutung der Adhärenz bzw. Konsequenzen der Nicht-Adhärenz erfolgen. Neben der mündlichen Informationsvermittlung ist immer auch eine schriftliche Übersicht sinnvoll [McCue et al. 2014]. Weitere Ausführungen zum Thema Patient*innenedukation folgen in Kapitel 6 dieser Fortbildung. Erinnerungshilfen können einen weiteren Beitrag zur Verbesserung der Adhärenz leisten. So kann die Assoziation der Medikamenteneinnahme mit anderen Alltagsroutinen, wie einer Mahlzeit, dem Zähneputzen oder dem Anschauen der Fernsehnachrichten, eine regelmäßige Einnahme erleichtern. Daneben eignen sich unterteilte Tablettenboxen und elektronische Erinnerungstools [McCue et al. 2014]. Wie bereits geschildert hat das Nebenwirkungsmanagement für die Adhärenz (insbesondere in der Initialphase) eine hohe Relevanz. Patient*innen sollten daher gut über potenzielle Nebenwirkungen aufgeklärt und ermutigt werden, diese schnell zu melden, damit eine Therapieanpassung oder spezifische Behandlung initiiert werden kann. Dabei ist von ärztlicher Seite immer auch an Wechselwirkungen der Medikation mit Nahrungsmitteln oder anderen Wirkstoffen zu denken [McCue et al. 2014]. Als Basis dieser und anderer Maßnahmen zur Verbesserung der Adhärenz ist jeweils eine gute Kommunikation zwischen Ärzt*in und Patient*in Voraussetzung. Dazu gilt es, ein offenes und vertrauensvolles Verhältnis zu schaffen. Wichtige Inhalte der patient*innenorientierten Gesprächsführung und einzelne Gesprächsstrategien sind in Kapitel 5 beschrieben.

Trotz der vielen theoretischen Angriffspunkte zur Verbesserung der Therapietreue kam ein systematisches Review zu dem Ergebnis, dass es nur eine geringe Anzahl hochwertiger Studien im Zusammenhang mit oralen Krebstherapien gibt. Darüber hinaus zeigten sich in den wenigen Untersuchungen kaum signifikante Unterschiede zwischen den Interventions- und Kontrollgruppen [Greer et al. 2016]. Häufig werden auch komplexe Ansätze zur Verbesserung der Adhärenz verfolgt, die jedoch einen Vergleich zwischen Studien erschweren. So fand ein Cochrane Review keine übereinstimmenden Eigenschaften von wirksamen Interventionen [Nieuwlaat et al. 2014].

Schlussfolgerung ist, dass es keine Standardverfahren zur Verbesserung der Adhärenz gibt, sodass sich Behandelnde in erster Linie dem Thema Therapietreue widmen und patient*innenindividuelle Maßnahmen verfolgen sollten. Die Kommunikation ist dabei ein wesentlicher Baustein [Baumann und Welslau 2017].